Jens war klein und trotzdem verstand er recht gut, dass sie sich stritten und dass dies schlecht war auch. Um das zu beenden, versteckte er sich stets hinterm Vorhang. Dass er der Grund war, wusste er, weil sie manchmal seinen Namen nannten.
Einmal knallte die Tür und er kam eine Ewigkeit nicht wieder, dieser Mann, den er Papa nannte und so liebte, dass er ganz wirr wurde, wenn er nicht mit ihm sprach und spielte.
An einem verregneten Sonntag verstand er es dann: Er war weggelaufen, weil er so viel falsch machte oder sich manchmal so aufregte und dann Mami so schlechte Laune bekam. Aber er würde bestimmt wiederkommen. Schließlich war ja auch Mami so allein und vermisste ihn. Zumindest weinte sie manchmal im Bad.
Deswegen malte er ganz viele schöne Bilder und wenn er ihn mal abholte, ärgerte er sich fast gar nicht, auch wenn er kein Eis bekam. Außerdem weinte nur noch Zuhause, außer wegen dem Aua am Knie, aber nur ganz kurz. Zu seiner Mami war er immerzu nett, nicht mehr nur weil sie so schön war, nein, sie konnte ja nichts dafür und er, er würde das jetzt wieder gut machen.
angst
mein Gefährte
Der Tod würde mir gut stehen. So denke ich oft. Man wird hier nicht wirklich benötigt, leidet echt auf freiwilliger Basis. Hoffe oft, dass mal was passiert und ich sofort wieder hinüber stiefeln darf, in diese Welt mit den ganzen Farben, die ich aus meinem Geist kenne, wo die ganzen totgelaubten Seelen ihren Frieden gefunden haben. Da, wo wir eigentlich leben, immer gelebt haben. Schön dort, schöner sogar. Manchmal lege ich mich vor dem Schlafengehen in meiner Phantasie noch dicht neben die Schienen und fühle ihn mal wieder. Ist ein netter, der Tod, so bisschen netter als Menschen. Außerdem immer da, versteckt sich überall. Und wenn die Sehnsucht nach einem schönen Moment mal zu groß ist, einfach mal kurz innehalten und schauen, wo er ist, der Schlauberger. Vors Auto rennen, Klassiker oder? Aber so in echt wär es doch am geilsten, mal irgendwie ein Motorrad kaufen und so lange grenzwertig rum düsen, bis es zu knapp wird. Die Todeschancen sind echt hoch. Oder klar so zu viel Heroin, nur wer verkauft das einem, wenn man so strebermäßig aussieht wie ich. Das einzig attraktive Kleidungsstück in meinem Schrank ist eine Hose, weil man die Beine mit einem Reißverschluss wegmachen kann, und dann hat die trotzdem noch so riesige Bauarbeitertaschen und klar, hellbraun ist die halt auch. Aber der Tod mag mich trotzdem. Mag jeden, denn der checkt ganz genau ab, was so wirklich abgeht, und dann hat der schon ein Hammerzeitmanagement. Manchmal sehe ich ihn ganz dicht bei Menschen, sogar Bekannten, manchmal. Macht mich allerdings nicht traurig. Neidisch eher, hab mich oft gefragt, wieso die zuerst wieder zurück dürften. Will doch echt viel lieber wie die. Doch so denkt der nicht, ist loyal, der Tod. Manchmal grinst er ganz süß rüber, wenn er an jemandem riecht. Der riecht nämlich erst mal und je nachdem bleibt er gleich da. An mir soll der mal riechen, denk ich dann ganz laut. Ist dem leider egal und deswegen atme ich immer noch. Mein Herz klopft auch eifrig und die Menschen müssen mich halt weiter ertragen. Die sind mir eigentlich auch manchmal zu viel, nur so lange der Tod hier rumschnüffelt, ertrag ich die Leute und die ganze Story mit dem Zusammenleben.