Jens ist schuld

Jens war klein und trotzdem verstand er recht gut, dass sie sich stritten und dass dies schlecht war auch. Um das zu beenden, versteckte er sich stets hinterm Vorhang. Dass er der Grund war, wusste er, weil sie manchmal seinen Namen nannten.
Einmal knallte die Tür und er kam eine Ewigkeit nicht wieder, dieser Mann, den er Papa nannte und so liebte, dass er ganz wirr wurde, wenn er nicht mit ihm sprach und spielte. 
An einem verregneten Sonntag verstand er es dann: Er war weggelaufen, weil er so viel falsch machte oder sich manchmal so aufregte und dann Mami so schlechte Laune bekam. Aber er würde bestimmt wiederkommen. Schließlich war ja auch Mami so allein und vermisste ihn. Zumindest weinte sie manchmal im Bad.
Deswegen malte er ganz viele schöne Bilder und wenn er ihn mal abholte, ärgerte er sich fast gar nicht, auch wenn er kein Eis bekam. Außerdem weinte nur noch Zuhause, außer wegen dem Aua am Knie, aber nur ganz kurz. Zu seiner Mami war er immerzu nett, nicht mehr nur weil sie so schön war, nein, sie konnte ja nichts dafür und er, er würde das jetzt wieder gut machen.

Akzeptanz

Er war gerade fünf geworden, als sein Stiefvater ihn rief. Er rief mit dieser Stimme, die er am wenigsten mochte und wusste, dass er sofort kommen musste. Es war eigentlich schon spät und er hatte nichts zum Abendessen bekommen, hatte die Zähne geputzt und war schon im Bett. Naja, auf der Matratze. Er legte seine Bettdecke mit den roten Autos darauf zur Seite und ihm war übel, vielleicht vom nichts Essen oder von seiner Stimme. Er lief nicht schnell, nicht langsam, gerade so zügig wie nötig, um einen zweiten Ruf zu verhindern und noch ein paar Mal ruhig atmen zu können. Als er die Tür zu ihrem Schlafzimmer öffnete, kniete sie nackt auf dem Bett und er war hinter ihr, grinste breit und meinte irgendetwas mit es sei an der Zeit, dass er das mal erfahren solle. Während er mit einer stärker werdenden Wucht seinen Pullermann gegen den Po seiner Mami haute, sah er ihren Blick. Sie lächelte und blickte sanft. Ihm wurde trotzdem übel und als ihm die bittere Flüssigkeit in die Nase stieg, öffnete er den Mund und die stinkenden Brühe lief auf sein T-Shirt. Er hatte es heute auf dem Spielplatz das erste Mal angehabt. Sina hatte es bemerkt und es sich genau angesehen. Als er sich umdrehte und das Schlafzimmer verlassen wollte, hörte er ihn noch lachend etwas rufen. Das störte ihn nicht mehr, würde ihn vielleicht nie mehr stören.
Seinen richtigen Vater besuchte er auch manchmal. Der hatte eine eigene Familie und die waren ganz in Ordnung. Er war irgendwie der, der nicht in Ordnung war. Zum Beispiel waren seine Schuhe dreckig und es kam ihm auch so vor, als wäre er selbst eigentlich gar nicht wirklich willkommen. Akzeptiert? Ja, das schon. Nur das.